Mit der Einweihung am Bettag geht eine lange und intensive Planungs- und Bauzeit zu Ende. Seit dem 27.1.2003 wurden in nicht weniger als 75 Sitzungen Bedürfnisse geklärt, Machbarkeitsstudien und Vorprojekte verglichen, Modelle begutachtet, Ausführungsdetails und Materialien bestimmt. Was heute als Gesamtanlage selbstverständlich und logisch weitergebaut empfunden wird, entwickelte sich in einem langen Prozess. Aufgrund des Wachstums hatte die Kirchgemeinde schon vor Jahren ein Nachbargrundstück gekauft und begann die Planung in der Absicht, darauf einen Neubau zu realisieren. Kostenrahmen und Bedürfnisse liessen erkennen, dass der Neubau als Erweiterung der Kirche geplant werden musste. Was zuerst eher als Kompromiss geprüft wurde, entwickelte sich bald zur Ideallösung.
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Konzept
Zuerst wurde 1943 die Kirche in gebührendem Abstand vis-à-vis des Klosters auf den kleinen Hügel neben der Brauerei gebaut. 1976 folgte das Pfarrhaus. Jetzt wurden die zwei Bauten durch die Ergänzung des Kirchgemeindehauses zu einem stimmigen Ensemble erweitert, das sich um den zentralen neuen Hof gruppiert. Der Neubau schliesst auf der Südseite an die Kirche an, wo sich das Kirchenfoyer befindet. Durch das Öffnen von Schiebewänden können die Kirche, das Kirchenfoyer und die neue Cafeteria miteinander verbunden werden, so dass ein Raum für Grossanlässe entsteht. Es war uns ein zentrales Anliegen, die Kirche im Inneren wie im Äusseren wenig zu beeinträchtigen und ihr die Stellung als Hauptbaute im Ensemble zu bewahren und zu stärken. Der Kirchenraum blieb in seiner ursprünglichen Dimension erhalten und wurde möglichst nahe an seinen einfachen und kargen Charakter zurückgeführt. Der Neubau wird durch das Satteldach und die Ziegeleindeckung in die vorhandenen Bebauung eingebunden und markiert durch die Fassadengestaltung und die Materialisierung seine öffentliche Funktion. Die bauliche Entwicklung der Kirchgemeinde kann auch an der Entwicklung der Küche aufgezeigt werden. Aufgrund der vielfältigen Anlässe im Kirchenjahr beansprucht die Küche einen wichtigen Platz in den Räumen der Kirchge- meinde. Die erste Küche befand sich im Obergeschoss der Kirche, über eine steile «Himmelsleiter» erschlossen und mit einem Warenaufzug mit dem Kirchenfoyer verbunden. Die zweite Küche wurde neben dem Kirchgemeindesaal im Pfarrhaus eingebaut, viele Treppenstufen von der Kirche entfernt. Und nun hat die Küche grösser und heller endlich Platz gefunden auf dem Niveau des Festsaales. Sie liegt zentral im Neubau und erschliesst direkt die Cafeteria und den Festplatz. Auch ins Kapitel der Verbesserungen gehört die Verlegung des Zuganges zur Kirche. Ursprünglich führte eine grosszügige Treppe von der Spitalstrasse direkt vor die Kirche. Durch den Ausbau der Strasse, den Bau des Pfarrhauses und vor allem durch den Anbau einer Garage wurde der Kirchenaufgang regelrecht marginalisiert. Neu gelangt man entlang einer Baumreihe über den Schlüsselmattweg und den Hof direkt zur Kirchentür. Sozusagen parallel führt auch die Treppe im Neubau vom Vorplatz zum Festplatz.
Gestaltung
Gegen aussen wirkt der Neubau als geschlossener Körper, der durch grosse Bandfenster rhythmisiert wird. Ein Ausschnitt markiert den Eingang. Zum Hof ist das Gebäude geöffnet und grosszügig verglast. Durchsichten, Spiegelungen und das durchgehende Metallgeländer lassen Hof und Korridor zusammenfliessen. Eine besondere Herausforderung bildete die Gestaltung der Cafeteria, welche als multifunktionaler Raum das eigentliche Herzstück des Neubaues bildet. Zum einen ist sie eben Cafeteria und Schulraum mit den entsprechenden Installationen, zum andern dient sie auch als Versammlungs- und Festraum, den man um das Kirchenfoyer erweitern kann, und umgekehrt kann sie auch zur Kirche geschlagen werden. Ähnlich wie bei der Kirche wird der Raum mit einer massiven Mauer gegen aussen abgegrenzt, während Holz und Glas zum Hof die Weichseite bilden. Die Hofverglasung und ein Dachfenster stellen einen stimmigen Sichtbezug zum Kirchturm und der dazwischenliegenden Strauchrabatte her.
Bauweise und Materialisierung
Der Neubau ist ein Massivbau mit Aussendämmung und hinterlüfteter Schindelfassade. Das 1. Geschoss ist ebenerdig vom Schlüsselmattweg erschlossen und steckt rund 1 Meter im Erdreich. Das 2. Geschoss ist mit einem Lift erschlossen und liegt auf der gleichen Höhe wie die Kirche. Das Satteldach ist eine mit Pfannenziegeln eingedeckte Holzkonstruktion. Die Materialisierung entwickelte sich stark aus der vorhandenen Stimmung der Kirche. Diese ist geprägt durch die grob verputzten Mauern, den Holzboden, die Holzdecke und die Holzmöbel. Diese karge und zugleich familiär stubenartige Stimmung wurde ähnlich in der Cafeteria und in den Schulräumen realisiert. Die Jugendräume haben mehr einen Werkstattcharakter und sollen den Jugendlichen Raum für eigene Einrichtungsvorstellungen lassen. Eine spezielle Herausforderung war die Wahl des Fassadenmateriales. Mit welchem Material kann man in der passenden Wertigkeit und Farbigkeit an den rohen Sandstein anschliessen? Für uns kamen nur die recht groben Lärchenschindeln in Frage, welche durch ihre Textur, ihre Rohheit und ihr Verwitterungsverhalten optimal an die Sandsteinfassade der Kirche anschliessen.
Umgebung
Dem Bau der neuen Anlage musste fast der ganze ehemalige Pfarrgarten weichen. Die schöne Linde im Bereich des Kirchenvorplatzes konnte jedoch erhalten werden. Sie bildet heute das Zentrum des neuen Festplatzes, welcher den höchstgelegenen Hofteil ausmacht. Auf der mittleren Ebene befindet sich der Garten des Pfarrhauses. Mauerscheiben, die mit Kletterpflanzen noch begrünt werden, schützen diesen privaten Teil von den öffentlichen Bereichen. Der Vorbereich des neuen Kirchgemeindehauses stellt gleichsam die tiefstgelegene Hof-Ebene dar. Die prägenden Materialien auf den einzelnen Ebenen resp. in den einzelnen Hof- Bereichen erlauben eine Benennung nach Farben: Mit dem grauen Hof ist der Festplatz gemeint, der einen Kiesbelag aufweist. Der grüne Hof bezeichnet den Pfarrgarten mit Rasen, Stauden, Sträuchern und Bäumen. Der schwarze Hof erhält seinen Namen wegen des Asphalt-Belages. Die Parkplätze befinden sich unterhalb des Schlüsselmattweges. Einige in der Reihe gepflanzte Feldahorn-Hoch- stämme sorgen für Schatten und führen die Besucher zum neuen Hauptzugang. Energie Die vorhandene Öl- und Elektroheizung wurde entfernt und durch eine neue Gasheizzentrale im Pfarrhaus ersetzt, welche die gesamte Anlage beheizt. Der Neubau wurde sehr gut gedämmt, in der Kirche wurden der Boden und die Decke nachgedämmt. Praktisch die ganze Beleuchtung ist mit Sparlampen ausgerüstet. Die Beleuchtung der Kirche wurde aus ästhetischen und energetischen Gründen ersetzt.